am 5. Februar 2014

Was es heißt eine Familie zu sein

Wenn ich mir die Frage stelle, wo für mich Glück am meisten greifbar zu spüren ist, ist für mich die Antwort klar: in den innigen Umarmungen unserer Mamas, in den verschmitzt lachenden Kinderaugen, in dem tiefen Vertrauen, das viele Mütter zu uns aufbauen oder in schönen, berührenden Gesprächen mit unserer „Hausmama“ Rosmery.

Das alles wird mir jetzt noch viel mehr bewusst, gerade von unserer Reise heimkommend. Mir wird bewusst, wie sehr mir das alles gefehlt hat und wie sehr ich schon alle und alles ins Herz geschlossen hatte.

Wenn man so herzlich und freudig von „unserer“ Familie oder den Kindern im Kindergarten wieder begrüßt wird, ist das für mich die reinste Bestätigung, dass das Glück und die Liebe hier wohnt.

Letzten Sonntag sind Sophie und ich also von einer sehr beeindruckenden Reise heimgekommen und hatten eine wunderschöne erste Arbeitswoche. Am Dienstag war ich zum ersten Mal wieder im Kindergarten, das war wirklich der Wahnsinn: Auf der einen Seite war es so schön, von allen Seiten „Tía Johanna“ schreiende Kinder um sich zu haben, die einem alle gleichzeitig besonders tolle Sachen zeigen oder mit dir spielen wollen, auf der anderen Seite war ich auch ein bisschen traurig. Während ich mich über jedes schon bekannte Gesicht, aber ebenso über die vielen neuen Kindergesichter freute (wie ihr wisst, wurde der Kindergarten ausgebaut und es gibt jetzt fast doppelt so viele Kinder), gingen mir einige Kinder, die ich schon sehr ins Herz geschlossen hatte, ab. Ständig Mari-Luz fragend: „Und wo ist mein lieber Yohan-Pedro? Und was ist mit Salomé passiert? Wo ist Magdalena und Flor-Rachel ist auch nicht mehr da?“, teilte ich zu Mittag das Essen aus, da zu diesem Zeitpunkt fehlende Kinder besonders auffallen.  Mari-Luz erklärte mir jedesmal:“No, ya no vienen. Ya están en el KINDER.” (“Sie sind schon zu groß und gehen jetzt in so eine Art Vorschule). Schade. Ab jetzt heißt es wieder von vorne alle Namen lernen 😀

Mittwochs besuchten wir die Familie von Doña Beatriz. Ich sage nur: Wow, was für ein schöner Nachmittag!

Die Familie besteht aus den Eltern und ihren sieben Kindern, wobei der Älteste so um die 20 Jahre alt ist, und der Jüngste dieses Jahr seinen ersten Geburtstag feiert. Sie wohnt neben einem ‚Colegio‘, also einer Schule.

Schon als wir ankamen, erwarteten sie uns freudig und Doña Beatriz war schon fleißig dabei, Kartoffel für Empanadas (das sind mit Käse oder Huhn gefüllte Teigtaschen) zu schneiden, die wir später zusammen machten. Wir spielten mit den Kindern, unterhielten uns mit ihren Töchtern (zwischen 12 und 17 Jahren) und halfen Beatriz mit den Empanadas. Dabei erzählte sie uns, dass sie sehr gerne mehr am Projekt aktiv teilnehmen würde, d.h. regelmäßig zu den oraciones kommen würde und ihre Kinder in den Hort, bzw. zu den verschiedenen Angeboten, wie „Mañnana de los niño“ oder der Jugendgruppe schicken würde. Doch leider ist das alles kaum möglich, da sie sehr viel Arbeit hat: Doña Beatriz ist dafür zuständig, dass das Colegio jeden Tag von unten bis oben geputzt und sauber ist. Außerdem hat sie einen kleinen Verkaufsstand, an dem sie Süßigkeiten und Empanadas (die sie um drei Uhr in der Früh anfängt zubereiten) verkauft. Da sie das alleine unmöglich schaffen würde, packen ihre 3 großen Töchter sehr fleißig mit an und helfen ihrer Mama neben der Schule, wo sie nur können. Und das eint die Familie sehr! Es war so schön mit anzusehen, wie liebevoll sich die Mädchen um die kleineren Geschwister kümmerten und ihrer Mama wie selbstverständlich halfen. Ich habe richtig gespürt, was es heißt eine „Familie“ zu sein.

Vor ihrem (sehr gepflegten) Haus Empanadas schmaußend sitzend, meinte Doña Beatriz dann zu uns (Ich finde das ist ein guter Schlusssatz den ich noch gerne mit euch teilen will): „Miran, a veces es un sacrificio de levantarse tan temprano y de trabajar tanto. Pero, hay que trabajar, por lo menos por mis hijos. Nada caye del cielo. Del cielo caye la bendición” (das heißt so viel wie: “Oft ist es hart so früh aufzustehen und so viel zu arbeiten. Doch es muss sein, denn vom Himmel fällt nichts. Vom Himmel fällt nur der Segen)

Und das wünsche ich euch auch: Viel Segen und ein gutes neues Jahr!

Eure Johanna

 

Über Johanna Exenberger

Mein Name ist Johanna, ich bin 18 Jahre alt und komme aus Tirol. Ich fotgrafiere, zeichne und bastle gerne und bin gerne auf Reisen. Dieses Jahr habe ich das BORG Innsbruck abgeschlossen und bin von September bis Juli hier im Projekt Familia Feliz.

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