am 3. Dezember 2012

¡Vamos Oriente!

„Vamos, vamos Oriente, yo te llevo dentro en mi corazooooooooon!“
Mit diesen Worten befinden wir uns in Bolivien, Santa Cruz, Fußballstadion. Blooming gegen Oriente. Ganz Santa Cruz versammelt sich zu diesem Ereignis um die eigene Mannschaft anzufeuern und um viel mehr die gegnerische zu beschimpfen.
So machten sich also auch Maria und Christa auf den Weg dieses Spektakel mitzuverfolgen, um zu erkennen welches der beiden einzigen Fußballteams von Santa Cruz denn nun wirklich das bessere sei. In Begleitung eines „gstondenen“ Orientefans starteten wir schon um drei Uhr nachmittags um auch die besten Plätze im Fußballstadion zu bekommen. Kaum in den Bus „Micro“ eingestiegen, sichteten wir schon die ersten in grün gekleideten Orientefans.

Beim Stadion angekommen verloren wir plötzlich unseren Begleiter aus den Augen. Als wir uns umblickten, ertappten wir ihn dabei, drei Oriente T-shirts herunterzuhandeln und noch ehe wir uns versahen, standen wir da, gekleidet als waschechte Orientefans. Damit war es entschieden. Wir sitzen auf der Orienteseite des Stadions und müssen uns vor blauen Gestalten (aggressiven Blooming-Fans) in Acht nehmen.
Endlich im Stadion. Zwei Stunden bevor das Spiel begann, wurden die beiden Teams, die zu der Zeit noch abwesend waren, von ihren Fans bereits lautstark angefeuert. Dies erfolgt jedoch hauptsächlich über Beschimpfungen der gegnerischen Gruppe.

Kurz vor Spielbeginn, war das Stadion bereits prall voll und doch kamen noch ständig mehr Menschen herein, die wie durch ein Wunder noch irgendwo ein Plätzchen fanden. Obwohl die Gänge bereits so überfüllt waren, dass man besser gar nicht daran dachte jetzt aufs Klo zu gehen, hielt das die Verkäufer von Getränken, Chips und Popcorn in riesigen Körben nicht davon ab sich einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Auch während des Spiels wurden sie nicht Müde in die Fanmenge hinein ihre Waren anzupreisen. Nicht selten geschah es, dass ihr Verkauf durch ein gewaltiges Lärmen und weiteren unbeschreiblichen Lauten von allen Seiten unterbrochen wurde. Hinter uns saß ein Orientefan mit Haut und Haar, der genauso begeistert wie auch hungrig war und deshalb ein wichtiger Knotenpunkt für jegliche Verkäufer war. Wenn er seinen unstillbaren Hunger wieder einmal zu sättigen versuchte, schrie er dem Verkäufer wo auch immer er sich gerade befand und der Verkauf erfolgte meist genau in unserem Blickfeld. An dieser Stelle möchten wir anmerken, dass wir unsere ganze Aufmerksamkeit ohne Unterbrechung auf das Spiel gerichtet war und es so ohne unser Verschulden geschah, dass wir durch den netten aber hungrigen Herren hinter uns, zwei von drei Toren erst bemerkten als unser Begleiter lauthals schreiend aufsprang und in den Oriente Schlachtruf miteinstimmte. „Vamos, vamos Oriente!“ Blitzgescheit wie wir sind, durchblickten wir die Situation und taten es unseren Oriente-Mitbrüder/innen gleich.

In der Halbzeit konnten wir uns den Klogang nicht länger aufschieben und beschlossen trotz der abschreckenden Menge unser Glück zu versuchen. Wir benötigten die ganze Pause um das Klo endlich zu erreichen, das alles andere als appetitlich war. Nun traten wir unseren Rückweg durch die jubelnden Mitbrüder an. Nach unzähligen „permiso“ und „muchas gracias“ erreichten wir 15 Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit unsere Plätze.

Noch bevor das Spiel überhaupt zu Ende war, leerten sich auf der anderen Seite des Stadions schon die Sitzplätze. Die enttäuschten und wütenden Bloomingfans gaben alle Hoffnung auf, dass das 3:0 noch einzuholen war. Wir verließen das Stadion fröhlich den Sieg feiernd, was jedoch nur mehr mit krächzender Stimme möglich war. Uns wurde oft gesagt, dass wir uns vor aggressiven Bloomingfans in Acht nehmen müssen, die ihre Enttäuschung liebend gern auf unschuldige Orientefans auslassen. Glücklicherweise kamen wir aber ohne weiteren Schaden, bis auf unseren Stimmen, zu Hause an.
Todmüde, aber glücklich weil zu dem Gewinnerteam gehörend fielen wir in unsere Betten um in unseren Träumen die nächsten Siege zu feiern.