22. April 2020

Stefanie in Bolivien

Meine Zeit im Haus des Segens

Anfang Oktober kam ich mit viel Motivation, Vorfreude und nur sehr geringen Spanischkenntnissen in Santa Cruz an. Ich wurde herzlich begrüßt und fühlte mich von Anfang an wohl und gut aufgehoben bei den Familien von FAMUNDI. Meine fehlenden Sprachkenntnisse waren sowieso nie eine große Hürde und verbesserten sich während meiner Zeit in Bolivien kontinuierlich, obwohl es doch zu der einen oder anderen lustigen Situation und Verwechslung gekommen ist.

Bei FAMUNDI ist immer etwas los!
Kaum hatte ich mich eingewöhnt und war im Alltag angekommen, standen auch schon am 22. Oktober die Präsidentschaftswahlen in Bolivien vor der Tür. Darauf folgte eine aufregende Zeit. Circa drei Wochen streikten die Bolivianer und Bolivianerinnen im ganzen Land, in der Zeit gab es auch keinen Hort- und Kindergartenbetrieb. Trotz den Unruhen im Land war ich im Haus des Segens immer gut aufgehoben und ich nutzte die Zeit um mein Spanisch zu verbessern und mit den Kindern Fußball zu spielen und den „mañana de los niños“ gab es auch noch während der Zeit, in der Bolivien still stand.

Mir kam es vor als ob die Zeit im Flug verging, im einen Moment ist das ganze Land noch still gestanden und im Nächsten ging es schon wieder hektisch weiter. Wir fingen an uns auf die Feier vom Heiligen Nikolaus vorzubereiten. Mit den Kindern begann ich die Laternen für den Umzug zu basteln, was sich als ein langwierigeres Projekt herausstellte. An vielen „mañana de los niños“ haben die Kinder fleißig die Laternen gebastelt und so wurden Stück für Stück fertig. Am 21. November kam dann auch endlich Laura in Santa Cruz an, sie wurde von Anfang an eingespannt und wir fingen sofort an Lebkuchen-Nikoläuse zu backen und die Nikolaussackerl zu basteln. Der Tag des Heiligen Nikolaus kam und wir feierten ein wunderschönes Nikolausfest im Kindergarten und auch im Haus des Segens mit den Familien. Sogar der Nikolaus kam vorbei und verteilte die Sackerl für die Kinder.

Danach verflog die Zeit bis Weihnachten wie im Flug. In FAMUNDI hatten alle die Hände voll zu tun dem Haus des Segens einen weihnachtlichen Glanz zu verleihen. Es wurden viele Kekse gebacken und viele Dekorationen gebastelt. Und dann war Weihnachten endlich da. Drei Tage vor Heilig Abend feierten wir mit den Familien ein wunderschönes Weihnachtsfest mit Messe und Krippenspiel. Im Anschluss ließen wir alle den Abend noch gemütlich ausklingen mit dem köstlichen Essen von unserer Köchin Alejandra. Nach der durchaus hektischen aber auch aufregenden Zeit wurde es ruhig und die Weihnachtsferien begannen. Laura und ich hatten das Glück das wir mit der Familie, die im Haus lebt und ihren Verwandten Weihnachten und Silvester feiern durften. Es war schon eine unvergessliche Erfahrung Weihnachten und Silvester bei solch tropischen Temperaturen zu erleben und Eindrücke von der bolivianischen Kultur aufzunehmen.

Wir Volontärinnen nutzten dann die Ferienzeit in Bolivien in der die Schulen, Kindergärten und Horte geschlossen waren, um zu reisen. Wir verbrachten eine wunderbare und aufregende Zeit unterwegs und konnten viele Eindrücke von dem kontroversen Land Bolivien sammeln, aber wir waren auch wieder sehr froh, als wir wieder Zuhause in Santa Cruz ankamen. Zwei Tage nach unserer Rückkehr kam dann auch endlich Veronika an und komplettierte somit unsere Volontärs-Gruppe. Auch sie hatte nicht wirklich Zeit um alles ruhig angehen zu lassen. Wir standen am Anfang unserer Vorbereitungen für die große Feier im Kindergarten, zu der Vertreter von Santa Cruz, anderen Kindergärten und sogar das Fernsehen eingeladen waren.

Dieses Fest findet jedes Jahr in einem anderen Kindergarten von Santa Cruz statt, wir hatten die Ehre das unser Kindergarten heuer ausgewählt wurde, um es auszutragen und wir Volontärinnen waren live dabei. Auch, wenn ich ehrlich gesagt nicht ganz verstanden habe, worum es dabei ging, war ich total aufgeregt und habe mich sehr auf den Anlass Mitte Februar gefreut.
Unter der Woche waren wir also viel im Kindergarten und halfen diesen auf Hochglanz zu bringen und an Veronikas erstem Wochenende stand der Ausflug unserer „Jugend Gruppe“ an. Wir verbrachten eine schöne Zeit mit den Jugendlichen und wir konnten uns alle noch besser kennenlernen. Dann war der Jänner auch schon vorbei, aber mit den Vorbereitungen für das Fest im Kindergarten ging es weiter.
Am 14. Februar war es dann auch soweit und der Tag des großen Festes war da. Ich habe den Kindergarten noch nie so schön gesehen. Es war wirklich ein ganz besonderer Tag, nicht nur für uns Volontärinnen.

Die Zeit danach war nicht weniger hektisch. Wir Volontärinnen hatten viele Ideen die wir im Projekt umsetzten wollten. So bereiteten wir einen Englischkurs vor. Einige Personen aus dem Projekt waren sehr motiviert und es machte sehr viel Freude den Leuten etwas vermitteln zu können. Zusätzlich zu dem Englischkurs veranstalteten wir auch „Motto Abende“ mit verschiedenen Aktivitäten. Die Idee hinter unseren Motto Abenden war, das die Leute eine Ablenkung und Abwechslung zu dem doch sehr beschwerlichen Alltag haben. Zum Beispiel stand ein Abend ganz im Zeichen der Entspannung, geplant waren auch ein Backkurs und viele weitere abwechslungsreiche Abende für die Mütter und jeden der teilnehmen wollte.
Wir hatten noch viel geplant, was wir im Projekt umsetzen wollten, doch leider kommt es manchmal anders, als man es sich vorgestellt.
Wir machten noch einen Ausflug in der Salzwüste. Während unserer dreitägigen Tour waren wir von der Außenwelt abgeschnitten und als wir zurückkamen, hieß es wir müssen aufgrund der aktuellen Lage nach Hause kommen.
Und so endete mein Volontariat leider früher als geplant.
Auch wenn ich gerne noch länger dort geblieben wäre und noch nicht heimwollte, freue ich mich doch sehr dass ich immerhin fast ein halbes Jahr mit den tollen Menschen von FAMUNDI verbringen durfte. Es war eine wunderschöne Zeit, in der ich viel erlebt und gelernt habe.
Danke für diese einzigartige Erfahrung!

Stefanie Leeb

Über Anna-Maria Marschner

Gründerin und Obfrau von FAMUNDI

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