am 5. Dezember 2016

Erstes Hallo aus Bolivien! Oktoberbericht von Ewa

Liebe FAMUNDI Freunde!

 

Saludos de la casa de la bendicion! Das Haus des Segens hat nun eine neue Volo-Kraft erworben 🙂 Ich – Ewa Krzyska aus Polen im Alter von 24 – bin der nächste Glückspilz, die im FAMUNDI Projekt in Santa Cruz de la Sierra die kommenden sechs Monate als Volontärin arbeiten und gemeinsam mit den zwei anderen Volontären Hanna und Gabriel die bolivianische Familien in ihrem Alltag unterstützen darf. Ungefähr vor zwei Wochen habe ich mich noch im Gmunden mit Anna-Maria getroffen und jetzt bin ich plötzlich in einer ganz neuen Welt! Unglaublich!! Alles ist so anders hier – Infrastruktur, Architektur, Geschäfte, Natur, Klima, Kultur, Sprache, Mentalität der Menschen usw. Von Fotos und Berichten kann man sich zwar einiges vorstellen, jedoch wird einem die Realität erst dann völlig bewusst, wenn man hier am Ort mit den Bolivianern in Kontakt kommt und ein Stück ihres Weges mit ihnen zusammenlebt.

 

Da jedoch nicht alle diese Möglichkeit haben, werde ich trotzdem versuchen, ein bisschen von dem bolivianischen Alltag und von dem Leben unseres dreier Volo-Teams zu verraten. Unsere Arbeit hier ist sehr vielfältig. Wir verbringen unsere Tage hauptsächlich mit den Kindern im Hort und Kindergarten. Die Kinder freuen sich jedes mal richtig auf unser Kommen und sobald sie uns sehen, schreien sie gleich lächelnd tíaaa! bzw. tíoooo! (Tante bzw. Onkel). Das motiviert uns Volontäre voll und gibt uns viel neue Energie 😀

 

Voll lebendig ist auch die Gruppe der Jugendlichen, die sich jeden Samstag am Abend trifft, um aktiv gemeinsam die Zeit zu verbringen. Die Volontäre bereiten immer ein bestimmtes Programm vor. Letzten Samstag haben wir mit den Jugendlichen ein typisch bolivianisches Essen gekocht. Das Gericht heißt patasca und wird aus dem Schweinekopf, Rindfleisch und Mais zubereitet. Draußen unter freiem Himmel stand ein riesiger Topf über dem Feuer, in den die Zutaten eingeworfen wurden. Die Jugendliche haben brav mitgeholfen, aber auch Gitarre gespielt, gesungen, gequatscht und gespielt. Am meisten Spaß (aber auch Arbeit) hatten wir mit dem Schweinekopf, der noch Ohren, Augen und Nase hatte und voll lebendig ausgeschaut hatte!! Nach dem stundenlangen Kochen war die Suppe endlich fertig. Die Jugendliche waren begeistert und ihnen hat es sehr geschmeckt, weil die patasca für die Bolivianer ein richtiger Leckerbissen ist! Die gringos, also Hanna, Maria, Gabriel und ich haben zwar die Suppe gespannt gekostet, aber ehrlich gesagt waren wir mit den bolivianischen Jugendlichen nicht ganz einverstanden, was den Geschmack angeht… Naja, über Geschmack lässt sich nicht streiten! 😀 Der Rest der patasca, also mehr als 30 (!) Portionen haben wir den Nachbarn in den Plastiksäcken verkauft (ein Plastiksack ist die geläufigste Verpackung hier, in der fast alles, inklusive Flüssigkeiten verkauft wird). Und es ist immer noch so viel übrig geblieben, dass wir den Rest noch einigen Familien verschenken könnten 🙂

 

Nachmittags unter der Woche besuchen wir die Famundi Familien daheim. Derzeit sind bei Famundi insgesamt 37 Familien, die wir Volontäre während den Besuchen besser kennenlernen können. Für mich persönlich ist das einer der spannendsten Teile unserer Arbeit in Santa Cruz. Solch ein persönlicher Kontakt mit jeder Familie ist eine gute Gelegenheit für ein tieferes Gespräch und kultureller Austausch. In der gemeinsam verbrachten Zeit kann jeder von uns Volontären selbst erleben, wie jede einzelne Familie wohnt und was für Probleme und Bedürfnisse sie hat. Dies ist sehr bereichernd sowohl für die Familien, als auch für uns. Bei meinem letzten Besuch habe ich von Roxana, einer alleinerziehenden kranken Mutter, folgende Wörter zum Abschied gehört: „Wenn Anna-Maria oder einer von den Volontären zu mir nach Hause kommt, fühle ich mich so, als ob der Gott selbst mich besuchen würde.“ Dieser Satz hat mich sehr berührt und hat gezeigt, dass die Zeit, die man den Familien schenkt, einen unbezahlbaren Wert hat…

Über Anna-Maria Marschner

Gründerin und Obfrau von FAMUNDI

zum Volo-Blog von Anna-Maria Marschner