am 12. November 2013

Du mit dem Baby im Arm, ich daneben und dann…dort vielleicht?

„Möchtest du sie mal halten?“ fragt mich ein vierzehnjähriges Mädchen auf Spanisch und drückt mir ihre kleine beinahe fünf Monate alte Tochter in die Arme. Diese schaut mich aus dichten Wimpern heraus groß an und wackelt mit den Füßen.
Sophie und ich sitzen mitten im Familienglück, sehen strahlende Gesichter und auch wir selbst strahlen zurück. Die Mutter der vierzehnjährigen Frau – man kann sie, angesichts der großen Aufgabe, ein Kind großzuziehen, kaum mehr Mädchen nennen – erzählt uns, sie habe zehn weitere Geschwister. Immer wieder lacht sie, streicht sich Strähnen aus dem Gesicht.
Ihre anderen zwei Töchter und ihr Sohn spielen währenddessen mit uns Memory. Moises, ein weiteres Enkelkind der fortwährend lächelnden Mutter, sitzt am Schoß, sieht sich interessiert die Bilder auf den Karten an und lutscht ab und zu an seinen Fingern.

Etwas später machen wir dann draußen vor dem Haus Fotos mit der Familie. Jeder will irgendwann mit jedem abgebildet sein. Dort drüben vielleicht? Du mit dem Baby im Arm, ich daneben und dann noch mit Dir und Dir dort … und vielleicht …

Nach unzähligem Bedanken, Fotos herzeigen und Küsschen auf Kinder- und Frauenwangen drücken, fahren wir nach Hause (es hat sich schon bei uns eingebürgert ohne viel Nachdenken „nach Hause“ zu sagen, ohne eine weitere Flugzeug-Odyssee damit in Verbindung zu bringen) .
Das ganze Wochenende über trage ich ein wärmendes Gefühl in mir, denke zurück an den Familienbesuch, die kleinen Hände, die Spange im Haar des Babys und auch an das Lächeln der Mutter/Oma, das mir nicht mehr aus dem Kopf geht.

Am Montagabend bei der wöchentlich stattfindenden Oración sehe ich sie durch die Tür hereinkommen. Als sie uns vier erblickt, strahlt sie auf die gleiche Weise wie bei unserem letzten Treffen. Doch als wir sie fragen, wie es ihr geht, wird sie plötzlich ernster. Erst jetzt erzählt sie, wie hart die Arbeit ist und wie viel die Babys weinen. Sie atmet länger aus als sonst. Hält kurzen Blickkontakt. Doch dann huscht wieder ein Lächeln über ihre Lippen. Sie nimmt ihren Sohn bei der Hand und setzt sich neben uns.

Über Marlene Klotz

Mein Name ist Marlene Klotz und ich bin 19 Jahre alt. Ich komme aus Wals (bei Salzburg) und bin von Anfang Oktober bis Ende Maerz beim Projekt Famundi als Volontaerin dabei. Im Juni 2013 habe ich am Musischen Gymnasium maturiert und freue mich jetzt sehr nach dieser stressigen Zeit in Bolivien angekommen zu sein und hier in vielerlei Hinsicht so viel Neues zu erleben!

zum Volo-Blog von Marlene Klotz

Sophie und ich beim Familienbesuch
Carmen mit ihrer Enkelin
Familienfoto mit mir