Donaudampfschiff-Pilgerfahrt
Gefühlte vierzig Grad, klebendes Gewand zwischen Oberschenkeln und Bussitzen, „spaneutsche“ Sätze aus glänzenden Gesichtern und Zeit, die uns zwischen den schweißnassen Fingern davonrinnt.
Wie bei einem Klassenausflug sitzen wir vier und ein paar „tías“ des Kindergartens inklusive deren Kinder gemeinsam in einem kleinen Bus und warten darauf, endlich nach Cotoca fahren zu können.
Cotoca ist eine kleine Stadt in der Nähe von Santa Cruz. Jedes Jahr wird feierlich eine etwa ein-meter-große „Virgen Maria“ – zu Deutsch: Jungfrau Maria – dort hingebracht, die dann von Pilgern aus aller Welt bewundert werden kann.
Wir, eher die faule Sorte von Pilgern, würde ich mal sagen, saßen nun also im Bus und warteten auf Padre Juan, der uns nach Cotoca begleiten würde. Da eine der Kindergärtnerinnen ein wenig Deutsch spricht und auch ihre Tochter in eine deutsche Schule geht, machten wir gerade Witze über Zungenbrecher, brachten ihr Wörter wie „Donaudampfschifffahrtsgesellschaft“ oder „Oachkatzlschwoaf“ bei und amüsierten uns gemeinsam. Der Spieß drehte sich natürlich um, als wir dann versuchten, komplizierte spanische Wörter auszusprechen, die ich beim besten Willen nicht mehr in Erinnerung rufen kann.
Nach bolivianischer Manier fuhren wir eine Stunde später als geplant ab. Singend und mehr oder weniger freiwillig schunkelnd, oder man nenne es „über die Straße rumpelnd“, kamen wir schließlich vor einer riesigen Kirche an.
Es hatten sich schon über den ganzen Platz hinweg Menschentrauben verteilt. Manche entzündeten vor der Abbildung Marias Kerzen, machten Kreuzzeichen, lächelten sich auf freundlich verhaltene Weise zu. Pfarrer, die später bei der Messe noch Worte sagen würden, nutzten noch die Zeit, sich miteinander oder mit anderen der Kirchgesellschaft zu unterhalten.
Unterdessen betrachteten wir die „Virgen Maria“, die sich durch ihr rosa glitzerndes Kleid eindeutig von unserer österreichischen „Maria“ unterschied.
Nach einem kurzen Abstecher in die bunte Welt der kleinen Ständchen, Tortengeschäfte, aufgetürmten Obstsorten, die diese kleine Stadt zu bieten hatte, gingen wir in die Messe. Leider kamen wir sehr spät an und mussten deshalb außerhalb des großen Saales sitzen. Aber dank der Lautsprecher und den ausgeprägten Stimmorganen der Pfarrer, die gemeinsam predigten, bekamen wir alles mit und verbrachten noch eine schöne lauschende und singende Stunde.