Das Vertrauen der Kinder bestärkt mich – Blog von Anna
Mittlerweile bin ich seit gut vier Wochen hier und lebe mich immer mehr ein. Langsam verinnerliche ich den Wochenrhythmus und Begriffe wie apoyo oder guarderia sind mir nicht mehr fremd.
Ob Busfahren, auf der feria den Wocheneinkauf tätigen oder bei der venta die Kleinigkeiten für den Alltagsgebrauch besorgen – die bolivianische Lebensweise ist mir schon viel näher gekommen.
Rückblickend sind die ersten Wochen zum einen geprägt von vielen Müttern, die mich freudig mit einem Küsschen auf die linke Wange begrüßen und wissen wollen, wie lange ich wohl hier in Bolivien bleiben werde. Zum anderen bin ich dankbar für all die Kinder, die mir mit einem strahlenden Lächeln entgegenlaufen und immer wieder hochgehoben werden wollen. Im Kindergarten sind diese Erfahrungen besonders intensiv: Schon am ersten Tag sind gefühlt 50 Kinder auf mich zugerannt und haben laut „Tia, tia!“ gerufen. Es ist schön, hier einfach Zeit nur für die Kinder zu haben. Da kann ich ein Gemälde ausführlich bewundern oder mit Legosteinen einen hohen Turm bauen. Im Garten auf dem Spielplatz strahlen mich freudig Kinderaugen an, wenn ich sie auf der Schaukel anschubse oder ihnen meine Hand gebe, damit sie auf einer Linie balancieren können.
Auch sind die Erzieherinnen immer dankbar für die Hilfe beim Mittagessen – Suppe austeilen, ein Kind füttern, mit einem anderen auf die Toilette gehen oder am Ende allen Kindern die Hände waschen.
Eine besondere Freude ist es für mich dann auch immer, wenn ich außerhalb des Kindergartens unterwegs bin, mich ein Kind plötzlich wiedererkennt und voller Freude „Tia!“ quer über die Straße ruft.
Ich bin beeindruckt von der Freundlichkeit, mit der mir die Menschen hier begegnen, obwohl sie mich gar nicht oder kaum kennen und ich mit meiner europäischen Haut doch so anders aussehe als die Einheimischen. Das große Vertrauen der Kinder bestärkt mich und hilft umgekehrt auch mir, den Menschen hier offener zu begegnen.